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European Insurance and Occupational Pensions Authority
Speech31 August 2023

Künftige Herausforderungen der Versicherungswirtschaft

Keynote speech delivered by Chair Petra Hielkema at BaFin's Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht 2023 in Bonn on 31 August 2023 / CHECK AGAINST DELIVERY 

Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Ich freue mich, heute auf dieser Konferenz über die zukünftigen Herausforderungen für die Versicherungswirtschaft zu Ihnen sprechen zu dürfen.

In den letzten Jahren hat Europa eine Reihe von Krisen erlebt, die weltweit die Wirtschaftsstrukturen verändert und Unsicherheiten geschaffen haben, die bis heute andauern. Die Covid-Pandemie führte zu Unterbrechungen von  Versorgungsketten, während der Einmarsch Russlands in die Ukraine einen Energieschock auslöste, der letztlich zu einer erhöhten Inflation, höheren Zinsen und Reallohnverlusten in ganz Europa führte.

Diese Stressfaktoren haben in Verbindung mit bereits bestehenden Faktoren, wie einer alternden Bevölkerung und dem Arbeitskräftemangel, die Anfälligkeit verschiedener Teile unserer Bevölkerung verschärft. Dies hat  direkte Auswirkungen auf Versicherungen  und betriebliche Alterversorgungseinrichtungen.

Aber unsere künftigen Herausforderungen gehen darüber weit hinaus. Zum einen stellen die zunehmend kostspieligen Auswirkungen des Klimawandels eine echte Herausforderung für die Finanzmärkte und die Gesellschaften insgesamt dar. Es ist daher  auch im Versicherungssektor dringend erforderlich, rasch zu einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft überzugehen.

Darüber hinaus beginnen bereits der Einfluss  neuer Technologien und künstlicher Intelligenz sowie die Verfügbarkeit von Big Data die Art und Weise zu verändern, wie  Versicherer Informationen sammeln und analysieren, Risiken bewerten und mit Versicherungsnehmern interagieren können. Dies wird neue Möglichkeiten schaffen, aber auch neue Risiken mit sich bringen, die wir im Auge behalten müssen. Ein solches Risiko ist  insbesondere auch die ethische Nutzung von Verbraucherdaten.

Ein weiteres Problem betrifft Verbraucher, Industrie und politische Entscheidungsträger gleichermaßen, nämlich Cyberangriffe.

In kritischen Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, dass wir alle - die Versicherunbsbranche,  Regulierungsbehörden und andere Interessengruppen - künftige Risiken im Auge behalten und uns darauf vorbereiten, diese  zu bewältigen.

Überprüfung von Solvency II

Ein starker Versicherungssektor ist für eine florierende Wirtschaft unerlässlich. Und was wir brauchen, um die Widerstandsfähigkeit des Versicherungssektors zu schützen, ist ein robuster, risikobasierter Regulierungsrahmen.

Die EU-Mitgesetzgeber haben nun ihre Positionen zu Umfang der Überarbeitungen festgelegt. Die Einzelheiten werden sich in den Trilogen herauskristallisieren, die noch in diesem Herbst beginnen sollen. Wir wissen jedoch, dass es in sehr wichtigen Bereichen wie Proportionalität, Kapitalerleichterung und grenzüberschreitenden Aktivitäten, Änderungen geben wird.

Die Überarbeitung von Solvency II sieht ein einfacheres Berichtswesen  und weniger  Offenlegungspflichten für Unternehmen mit einem niedrigeren Risikoprofil vor. Die EIOPA befürwortet den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und sieht  dies als  eine Verbesserung. Nicht alle Unternehmen sind dem gleichen Risikoniveau ausgesetzt und daher ist es nur angemessen, dass die Berichtspflichten das Risikoprofil eines Versicherers widerspiegeln.

Eine zweite Änderung, die wir erwarten können, ist die Lockerung der Kapitalanforderungen. Dies bedeutet, dass Versicherer und Rückversicherer weniger Kapital als bisher vorhalten müssen, mit dem Ziel, Kapital für langfristigere Investitionen freizusetzen.

EIOPA nimmt diese Entwicklung mit Vorsicht zur Kenntnis. Kapitalerleichterungen in einer Zeit anhaltender Instabilität könnten die Interessen der Verbraucher und die finanzielle Stabilität der Versicherer gefährden. Der europäische Versicherungssektor ist während mehrerer Krisen weitestgehend stabil geblieben. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Kapitalanforderungen strenger sind als die, die für die Zukunft vorgesehen sind.

Als langfristige Investoren haben Versicherer eine wichtige Rolle bei der Finanzierung einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft zu spielen. Die Hauptverantwortung tragen  Versicherer  jedoch gegenüber  ihren Versicherungsnehmern. Und in Zeiten finanzieller Unsicherheit ist es um so wichtiger, daran zu denken, dass  Verbraucher ein größeres Interesse an Versicherungsprodukten mit Garantien haben könnten. Und diese Garantien dürfen keine leeren Versprechungen bleiben..

Es muss also ein ausgewogener Ansatz gefunden werden, bei dem die Lockerung der Kapitalanforderungen nicht zu einer unangemessenen Entlastung der Unternehmen führt und den Schutz der Versicherungsnehmer schwächt.

Ziel des Vorschlags ist es, die Eigenkapitalanforderungen zu senken, um langfristige Investitionen zu erleichtern. Diese Auswirkung ist jedoch ungewiss. Das Ergebnis könnte auch sein, dass das frei werdende Kapital an die Aktionäre ausgeschüttet wird.

Als Aufsichtsbehörde werden wir genau darauf achten, dass die Lockerung der Kapitalanforderungen, die die wirtschaftliche Erholung unterstützen soll, auch den Schutz der Versicherungsnehmer und die Finanzstabilität wahrt.

Darüber hinaus sollten die Kapitalerleichterungen eng mit dem Vorantreiben des grünen Übergangs verbunden sein, den  EIOPA in Zukunft überwachen wird. Schließlich ist es in Anbetracht der zunehmenden Lockerungen von entscheidender Bedeutung, dass wir einen besseren Überblick über die Fähigkeit der einzelnen Versicherungsunternehmen zur Stressbewältigung erhalten. Daher begrüßt die EIOPA den Vorschlag, die individuellen Ergebnisse unserer regelmäßigen Stresstests zu veröffentlichen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung von Solvency II ist die Schaffung eines Rechtsrahmens für die Sanierung und Abwicklung von Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen (IRRD). Dies ist eine der wichtigsten legislativen Entwicklungen im Versicherungssektor in den kommenden Jahren, mit der ein echtes Problem angegangen wird:

Gegenwärtig gibt es auf europäischer Ebene keine harmonisierte Regelung für die Abwicklung von Versicherungsunternehmen. Unterschiede in den Abwicklungszielen, -bedingungen und -instrumenten, die den Behörden zur Verfügung stehen, führen zu ungleichen Schutzniveaus für die Versicherungsnehmer, je nachdem, in welchem Land die Versicherungspolice abgeschlossen wurde.  

EIOPA ist mit vielen Elementen des IRRD-Vorschlags der Europäischen Kommission zufrieden. Wir schätzen den  präventiven Ansatz und  die Tatsache, dass er alle relevanten Bausteine eines Abwicklungsrahmens enthält  und den Fokus auf Kooperation und Koordination zwischen den Aufsichtsbehörden legt.

Trotz der Wirksamkeit von Solvency II kommt es immer wieder zu Versicherungsausfällen und Beinaheunfällen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für einen umfassenden Rechtsrahmens. Wir brauchen auch mehr Koordinierung und Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Fällen, um die Finanzstabilität aufrechtzuerhalten und die Verbraucher zu schützen - unabhängig davon, wo in Europa sie ihre Versicherung abgeschlossen haben.

Ich bin mir sicher, dass die Podiumsdiskussion zum Thema Sanierung und Abwicklung, an der einer meiner Kollegen, Juan Zschiesche, teilnimmt, all diese relevanten Themen weiter vertiefen wird.

Nat Cat Insurance

Ich möchte nun auf eine weitere wichtige Möglichkeit zur Wahrung der Verbraucherinteressen im Zusammenhang mit dem dringendsten Risiko unserer Zeit eingehen: dem Klimawandel. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. In den letzten vier Jahrzehnten verlief die Erwärmung doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt.

Klimabedingte Naturkatastrophen werden von Jahr zu Jahr verheerender. Extreme Wetterereignisse - Überschwemmungen, Stürme und Waldbrände - verursachen Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Euro für die europäische Wirtschaft, ganz zu schweigen von dem großen menschlichen Leid.

Wir alle müssen Verantwortung  bei der Vorbereitung auf die Auswirkungen des Klimawandels und deren Bewältigung übernehmen, und der Versicherungssektor ist gut positioniert, um einen bedeutenden Beitrag zu diesem gemeinsamen Ziel zu leisten.

Die Katastrophenversicherung ist ein wichtiges Instrument zur Abmilderung makroökonomischer Verluste nach extremen klimabedingten Ereignissen. Sie bietet Menschen und Unternehmen eine Absicherung  für die schnelle Erholung und den Wiederaufbau nach verheerenden Klimaereignissen.

Doch derzeit sind gut  75 Prozent der klimabedingten Katastrophenschäden in Europa nicht abgesichert. Dies ist ein doppeltes  Problem:

Zum einen spiegelt es die Tatsache wider, dass zu viele europäische Bürger und Unternehmen einfach keine Naturkatastrophenversicherung abschließen, die sie gegen eine Reihe von Gefahren wie Überschwemmungen, Waldbrände und Stürme schützen würde.

Und zum anderen  bedeutet die zunehmende Häufung  und Schwere von klimabedingten Ereignissen, dass eine solche Versicherung in naher Zukunft weniger erschwinglich werden könnte, was die Lücke im Versicherungsschutz noch weiter vergrößern würde.

Warum also schließen so viele Europäer keine Naturkatastrophenversicherung ab? Um dies besser zu verstehen, hat die EIOPA die Faktoren analysiert, die sich auf das Angebot und in jüngster Zeit auch auf die Nachfrage auswirken. Im letzten Monat hat EIOPA  ein Papier veröffentlicht, in dem wir unsere Erkenntnisse über das Verbraucherverhalten darlegen.

Wir haben festgestellt, dass die geringe Inanspruchnahme von Naturkatastrophenversicherungen viel mit einer falschen Wahrnehmung der Verbraucher zu tun hat:

  1. Sie halten den Versicherungsschutz für unerschwinglich (d. h. sie glauben, er sei teurer als er tatsächlich ist);
  2. Sie sind sich des Ausmaßes der klimabedingten Risiken nicht vollständig bewusst; und
  3. Sie glauben, dass der Staat in größerem Umfang eingreifen wird, als er kann, während in Wirklichkeit die private (Rück-)Versicherung die erste Verteidigungslinie sein sollte, um Verluste durch klimabedingte Naturkatastrophen zu decken.

Einige dieser Hindernisse können durch eine bessere Kommunikation und leicht zugängliche und verständliche Informationen über die Risiken überwunden werden. Vereinfachte und kundenfreundlichere Verfahren sowie eine stärkere Standardisierung der Produkte wären ebenfalls hilfreich.

Da jedoch zu erwarten ist, dass die Risiken von Naturkatastrophen zunehmen und schwieriger zu versichern sind, brauchen wir ausgefeiltere Rahmenbedingungen, um mit extremen Wetterereignissen umzugehen und die künftigen Kosten für die Steuerzahler durch eine Verringerung der Versicherungsschutzlücke zu minimieren.

Anfang dieses Jahres veröffentlichte die EIOPA zusammen mit der Europäischen Zentralbank ein Diskussionspapier über politische Optionen zur Verringerung der Schutzlücke in der Klimaversicherung.

Ein Element der Lösung ist der Einsatz von Kapitalmarktinstrumenten wie Katastrophenanleihen, die privaten (Rück-)Versicherern eine Möglichkeit bieten, einen Teil des mit der Zeichnung von Policen verbundenen Risikos auf die Kapitalmärkte zu übertragen.

Öffentlich-private Partnerschaften auf nationaler Ebene können ebenfalls zu einer größeren Widerstandsfähigkeit des Versicherungssektors beitragen. Sie können den Versicherungsmarkt unterstützen, indem sie entweder über Erst sicherungen oder durch die Entschädigung eines privaten (Rück-)Versicherers bei außergewöhnlichen Ereignissen zusätzlichen Versicherungsschutz bieten.

Um sicherzustellen, dass die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken auch in Zukunft versicherbar bleiben, müssen sowohl die Verbraucher als auch die Versicherer einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zu dessen Eindämmung leisten.

Versicherer können dies tun, indem sie ihre Daten, ihr Fachwissen und ihre Fähigkeit zur Risikobewertung einsetzen, um den Verbrauchern Anreize zu geben versicherte Risiken zu mindern.. Katastrophenversicherungen müssen so gestaltet werden, dass sie die Verbraucher dazu ermutigen, ihre Anfälligkeit für klimabedingte Risiken zu verringern, indem sie die notwendigen Anpassungsmaßnahmen ergreifen. Dies kann beispielsweise im Rahmen einer risikobasierten Preisgestaltung und von Vertragsbedingungen geschehen.

Zukunft der Altersvorsorge

Klimabedingte Katastrophen stellen, wie ich bereits sagte, die größte Schutzlücke in Europa dar. Die zweitgrößte betrifft die Altersvorsorge.  

Da die Bevölkerung in Europa immer älter wird, wird der Anteil der Bürger, die das erwerbsfähige Alter überschritten haben, drastisch ansteigen. Dies bedeutet, dass der so genannte Altersabhängigkeitsquotient steigen wird.  Heute kommen auf jeden Rentner fast drei Personen im erwerbsfähigen Alter. In fünfzig Jahren wird diese Zahl um fast 50 % sinken - also etwas mehr als 1,5 Personen im erwerbsfähigen Alter pro Rentner.

Weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter, die für die staatliche Rente derjenigen aufkommen müssen, die nicht mehr arbeiten, stellen eine große Herausforderung für die kommenden Jahrzehnte dar.

In Erwartung dieses Wandels haben viele Mitgliedstaaten Maßnahmen ergriffen, um die öffentlichen Finanzen tragfähiger zu machen: durch die Anhebung des künftigen Renteneintrittsalters und die Einführung von Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und damit der Steuereinnahmen.

Dennoch wissen wir, dass die staatlichen Renten in den kommenden Jahrzehnten einen geringeren Prozentsatz des Ruhestandseinkommens ausmachen werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Während 2019 eine staatliche Rente 46 Prozent des Ruhestandseinkommens ausmachte, werden es 2070 nur noch knapp 38 Prozent sein. 

Hinzu kommt, dass die bereits bestehenden Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt dazu führen, dass Frauen eine um fast 30 Prozent geringere Rente erhalten als Männer. Und es überrascht nicht, dass sie einem größeren Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt sind.

Der Ausgangspunkt für die Beseitigung der Lücken ist, dass man weiß, wo sie sind. Und dafür brauchen wir Instrumente: Rentenverfolgungssysteme für den einzelnen Bürger und Renten-Dashboards für politische Entscheidungsträger. Diese Instrumente ermöglichen dem Einzelnen ein umfassendes Verständnis seiner Rentenansprüche und helfen ihm, fundierte Entscheidungen über sein Spar- und Ausgabeverhalten zu treffen und eine aktivere Rolle zu spielen bzw. persönliche Verantwortung für seine langfristige Finanzplanung zu übernehmen.

Transparenz über die große Rentenlücke ist ein wichtiger Schritt, um die Menschen zu ermutigen, sich so früh wie möglich für ihre Altersvorsorge zu interessieren. Und wenn sie sich dafür interessieren und handeln wollen, brauchen wir einfache Rentenprodukte, die das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Ein weiterer wichtiger Faktor, um den Menschen zu helfen, im Ruhestand finanziell gut dazustehen, sind die Ersparnisse. Die EIOPA begrüßt die kürzlich von der EU Kommission vorgeschlagene Retail Investment Strategy, die darauf abzielt, die Ersparnisse der Bürger zu erhöhen und sie in die Kapitalmärkte zu leiten, damit diese Investitionen dazu beitragen, den europäischen Bürgern im Alter eine angemessene Altersversorgung  zu bieten. Um Kleinanleger an  die Kapitalmärkte zu bringen, müssen wir dafür sorgen, dass das System sicher ist. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass es Schutzmaßnahmen gegen Interessenkonflikte gibt und dass die Produkte im besten Interesse der Verbraucher konzipiert sind und ein echtes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Ich bin mir bewusst, dass die Retail Investment Strategy  auf einigen Widerstand gestoßen ist, insbesondere in der Industrie, und ich möchte stattdessen zu einem aufgeschlosseneren Ansatz ermutigen. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten und der Erosion der Ersparnisse ist es umso wichtiger, dass die Renditen von Kleinanlegern nicht durch hohe Gebühren und versteckte Kosten geschmälert werden. Und wenn wir dies nicht in Angriff nehmen, wird ein Provisionsverbot immer mehr zur Realität werden. Dies ist die Gelegenheit, um zu zeigen, dass wir als Branche auch ohne ein Verbot eine Lösung finden können.

Ausblick: Die Prioritäten von  EIOPA

Meine Damen und Herren, ich habe einige der Herausforderungen für den Versicherungs- und Alterversorgungssektor dargelegt, und was wir tun können, um sie zu bewältigen. Erlauben Sie mir, einige Worte zu einigen wichtigen Prioritäten zu sagen.

Ein starker und stabiler Versicherungs- und Altersversorgungssektor ist für die Gesellschaft als Ganzes wertvoll. Eine gute Regulierung und eine solide Aufsicht sind diesem Ziel förderlich. Ich bin in der Vergangenheit gefragt worden, ob mehr Regulierung unbedingt besser ist.

Es stimmt, dass die Gesetzgebung zunehmend horizontal und sektorübergreifend ist und dass es Mühe kostet, sicherzustellen, dass die verschiedenen Elemente nahtlos zusammenpassen. Die Antwort auf diese Frage lautet also, dass es eher eine Frage der Qualität als der Quantität ist. Überregulierung - d. h. überflüssige und ungeeignete Vorschriften - kann die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Eine qualitativ hochwertige, d. h. sachdienliche und zweckmäßige Regulierung hingegen schafft ein Gleichgewicht zwischen dem Verbraucherschutz und der Innovationstätigkeit der Unternehmen.

Mehr noch, sie ebnet den Weg für eine gute Aufsicht.

Die Rolle von  EIOPA als europäischer Aufsichtsbehörde besteht darin, sicherzustellen, dass die Regulierung die Realität, die Bedürfnisse und die Besonderheiten der von uns beaufsichtigten Sektoren widerspiegelt. Und das war schon immer unsere Verpflichtung.

Eine weitere Priorität für EIOPA ist die Digitalisierung und der Aufbau von Wissen. Daten sind für die Versicherungsbranche von zentraler Bedeutung: nicht nur für die Underwriting-Praxis, sondern auch für die Produktentwicklung, die Preisgestaltung, den Vertrieb und das Marketing sowie die Schadenbearbeitung.

EIOPA fördert evidenzbasierte, datengesteuerte Analysen mit dem Ziel, eine Wissensplattform  für Aufsichtsbehörden, die Branche und Verbraucher zu sein. Unser Risiko-Dashboard und das Dashboard für Naturkatastrophen sind gute Beispiele dafür.

Schlussbemerkungen

Die heutige Konferenz ist eine weitere hervorragende Gelegenheit  für uns, um Wissen zu teilen, Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen.

Ich freue mich auf einen offenen Dialog, eine gute Zusammenarbeit und einen fruchtbaren Austausch, der unser Verständnis für die Risiken, mit denen wir konfrontiert sind, und die Schritte, die wir unternehmen können, um ihnen zu begegnen, verbessern wird.

Und schließlich möchte ich Dr. Frank Grund ganz herzlich danken, da er  uns nach seiner Pensionierung verlassen wird.

Dr. Grund war seit 2015 Mitglied des Aufsichtsgremiums der EIOPA. Er wurde zweimal zum Mitglied des EIOPA-Verwaltungsrats gewählt und war von 2016 bis 2020 und erneut ab 2021 in dieser Funktion tätig.

Lieber Frank, ich spreche Dir  meine größte Anerkennung und meinen aufrichtigen Dank für all die Arbeit aus, die Du  bei der Steuerung der Versicherungsaufsicht in Europa geleistet hast. Dein Fachwissen, Dein Engagement und Dein Humor werden uns fehlen. Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen neuen spannenden Lebensabschnitt.

Vielen Dank.

Details

Publication date
31 August 2023 (Last updated on: 31 August 2023)